Undine geht

Ich habe einen Mann gekannt, der hiess Hans und er war anders als alle anderen. Noch einen kannte ich, der war auch anders als alle anderen. Dann einen, der war ganz anders als alle anderen und er hiess Hans. Ich liebte ihn.“



Aus: „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann


„Dieses Gesicht schien keinem Menschen zu gehören. Aus ihm leuchtete eine Figur – halb Frau, halb Wasserwesen – stumm, sinnlich, nahbar und doch fremd. So fremd wie die Hände, die ihr übers Gesicht strichen, die doch ihre eigenen waren. Oder waren es die von Hans? Denn auf den Hans spielte Susanne Brian an in ihrer Choreographie „Undine geht“ nach der gleichnahmigen Erzählung von Ingeborg Bachmann.
In zehn Bildern erzählt die Tänzerin vom Innenleben dieser Undinen-Gestalt, der der Mann nicht begegnen kann. Still zieht sie ihren Körper durch den Raum – schwer und schwerelos zugleich....
Aber sie greift auch mit schnellen, kraftvollen Sprüngen in alle vier Ecken des Raumes, bis sie schliesslich ihre Stimme findet, die erschauern lässt:„Ihr Ungeheuer, mit euren Redensarten, die ihr die Redensarten der Frauen sucht, damit euch nichts fehlt, damit die Welt rund ist!“
Susanne Brians Choreographie war eine der gelungensten auf dem einwöchigen Festival Schanzentanz...“
 
taz hamburg. 10/95