Ein wesentliches meiner Anliegen ist, die menschliche Stimme in ihrer Ausdrucksvielfalt zu erforschen und zu fördern. Jede Stimme hat ihre individuelle Qualität und ist doch gleichzeitig angeschlossen an ein kollektives Bewusstsein. Das bedeutet, dass wir unter günstigen Bedingungen Zugang zu einem archaischen Sound-Repertoire haben, welches über unsere persönlichen Grenzen weit hinaus reicht. Was es braucht, ist, diesen stillen Ort in uns zu finden, der die Quelle unserer Inspiration ist. Man könnte auch sagen, es geht darum, den Schlüssel zu unserem zellularen Gedächtnis zu finden.
Meine Aufgabe sehe ich darin, diese günstigen Bedingungen zu schaffen, Anregung, Raum und Erlaubnis zu bieten für das „Spiel der Wandlung“.
Möchtest du dich einlassen auf eine ungewohnte Begegnung mit deiner Stimme, dort, wo sie dich erschreckt, wo sie sich unaufhörlich verwandelt, unverlässlich und unbekannt, wo sie aus der Tiefe des Beckens tönt, bis in die Fingerspitzen vibriert, dich mit deiner Lust und deinen Schattenseiten in Verbindung bringt?
Der Körper ist der Stimme Instrument, und umso entspannter der Körper, desto entspannter die Stimme. Gleichzeitig kann eine vielfältige Stimme dem Körper Inspiration für ungewohnte Bewegungen sein. Körper und Stimme ergänzen sich. - In den Seminaren wird zunächst unser „Instrument“ gestimmt, durch ein Warm-Up für Atem, Wirbelsäule, Zwerchfell, Becken, Nacken, Zunge und Resonanzräume etc.. Auch werden wir durch verschiedene Spiel-Strukturen unser gesamtes System auflockern und erheitern, dabei noch schnell und wach werden, und vom Kopf ins Becken rutschen. Spielfreude und Humor sollen uns stets treue Begleiter sein.
Was daraufhin folgt, richtet sich nach der Zusammensetzung der Gruppe und der Stimmung des Moments. In manchen Seminaren folgt „Authentic Movement and Voice“ (Näheres unter dem Link), in anderen werde ich mit verschiedenen Improvisationsstrukturen arbeiten. Die Kurse haben je nachdem, ob ich mit Laien, Performern oder Pädagogen arbeite, eine verschiedene Ausrichtung. Für Laien ist es z.B. oft hilfreich, sie dabei zu unterstützen, Ideen und Impulse in Form zu übersetzen und eine präzise Raum- und Körperwahrnehmung zu schulen, denn „Leben ohne Struktur ist unsichtbar“ (John Cage).
„Struktur ohne Leben“ dagegen „ist tot“ (Cage), weswegen ich Gruppen, die es gewohnt sind, eher formgebunden zu arbeiten, gerne anrege, zuweilen die Form (Text, Rolle, Tanzstil) aufzugeben, damit sie sich ungewohnt und überraschend neu zusammensetzen und lebendig werden kann.
So oder so ist es mir eine Herausforderung, Menschen, ob sie nun mit der Theaterbühne oder der Bühne des Lebens zu tun haben, an ihre grundmenschliche Präsenz heranzuführen, unabhängig von jeglichen Rollenspielen. Wer bin ich als Mensch ohne Rolle? Es geht um das pure Sein, um die Erfahrung energetischen Zusammenziehens und Ausdehnens. Auch biete ich Übungen an, die darin unterstützen, sich in der Gruppe als Teil eines Organismus zu erfahren und nicht als isoliertes Einzelwesen.
Das Folgende betrifft vor alle Seminare mit Menschen, die die Bühnensituation kennen, wie Performer oder Theaterpädagogen:
Die Biographie der Teilnehmer ist ein reichhaltiges Feld, woraus sich kreativ schöpfen lässt, weswegen ich in Seminaren gerne darauf zurück greife. Erinnerungen, Träume, Anekdoten, Schlüsselsituationen traumatischer oder erfreulicher Art, ein Lieblingslied, ein unerfüllter Wunsch, der schlimmste Job, das absurdeste Erlebnis, der erste Schrei, eine lieb gewonnene unangenehme Gewohnheit, eine Unsicherheit... Wir schauen, wie sich daraus persönliches Material kreieren lässt und wie das Gefundene verdichtet und vertieft werden kann.
Falls es bereits bestehendes Material gibt, wie eine Rolle, ein Stück, Texte, Bewegungsabfolgen... untersuchen wir, wie es zu persönlichem Material werden kann. Wie man damit heimisch werden kann. Hierbei rege ich dazu an, bestehende Zusammenhänge immer wieder aufzulösen, mit Material jonglieren zu lernen, neue Kombinationen auszuprobieren, absurde Zusammenfälle geschehen zu lassen. Oft wird man im Zulassen des Ungewissen mit extrem komischen, lebendigen und berührenden Momenten belohnt.
Meine Seminare sind für Laien wie für Theaterpädagogen, Sänger, Tänzer und Schauspieler geeignet. Auch für Lehrer, die sich in dem Fach „Darstellendes Spiel“ an Schulen weiterbilden wollen.